VW-Chef Müller hat in einem Interview verteidigt, an europäische Kunden keine Entschädigung nach dem Dieselskandal zu zahlen. US-Kunden erhalten zum Teil sehr hohe Entschädigungen oder können das Auto gleich zurückgeben.
Müller meint, man könne die Situation in den USA und Europa nicht vergleichen. Die rechtlichen und regulatorischen Umstände seien in den USA komplett anders. Er sagte außerdem „den Kunden in Europa entsteht ja kein Nachteil, weder beim Verbrauch noch bei den Fahreigenschaften“. Allerdings ist sehr umstritten, ob dies auch tatsächlich der Fall ist. VW möchte für den Umbau z.B. keine Garantie geben. Wenn es keine Nachteile geben soll, warum gibt VW dann keine Garantie? Umstritten ist auch, ob der Verbrauch nach einem Umbau nicht doch steigen wird.
Die Politik in Deutschland sowie Europa hat praktisch völlig versagt. Selbst Konsequenzen gibt es größtenteils keine. Man lässt die Hersteller, nach einem medienwirksamen „so geht das nicht“, im Prinzip mit der Sache durchkommen. Gesetzesänderungen, die z.B. auch für Kunden in Deutschland eine Entschädigung möglich machen, scheinen nicht in Sicht. Man möchte in Zukunft selbst Tests durchführen. Ob diese auch aussagekräftig ausfallen werden ist nach so einem massiven Versagen allerdings höchst fraglich.
Müller sieht wenig Nachfrage nach E-Autos
VW-Chef Müller ist nicht der Meinung, dass die Branche den Trend zur Elektromobilität verschlafen hat. Es würde nicht am Angebot mangeln, sondern an der Nachfrage. In den nächsten Jahren möchte VW im Bereich E-Autos zum größten ‚Volumenhersteller‘ der Welt werden. Müller ist zuversichtlich, dass in wenigen Jahren deutlich mehr Elektroautos gekauft werden. „Die Preise werden sinken, die Reichweite steigt, die Ladezeit wird kürzer – all die Punkte, die den Erfolg der E-Mobilität bisher behindert haben“.
Diese Aussage tritt es recht gut. Die Autobranche in Europa hat den Trend zwar nicht unbedingt völlig verschlafen, vorangetrieben hat man ihn aber sicherlich auch nicht. So konnten neue Anbieter wie z.B. Tesla einen Fuß in den Markt setzen. In Punkto Reichweite ist Tesla den deutschen Anbietern noch sehr deutlich voraus. Dass die Kunden bei E-Autos noch nicht zuschlagen liegt letztendlich auch an der mangelhaften Reichweite. Was von Herstellerangaben zu Verbrauch und Reichweite zu halten ist, dürfte der Dieselskandal noch mal sehr verdeutlicht haben. Wenn Hersteller dann Autos mit Reichweiten von 150, 170 oder 200 km anbieten ist den Verbrauchern klar, das wohl eher mit 70% davon zu rechnen ist. Das ist für den täglichen Gebrauch für viele Autofahrer einfach zu wenig und daher nicht nutzbar. Tesla bietet deutlich mehr Reichweite. Bisher allerdings zu sehr hohen Preisen. Das soll sich in Zukunft allerdings ändern. Ob Tesla das Versprechen einhalten kann und die etablierten Marken noch weiter unter Druck setzt werden wir im kommenden Jahr sehen. 2017 möchte Tesla die ersten neuen Modelle für einen deutlich günstigeren Preis ausliefern.